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ESG-Investments in Krisenzeiten

ESG-Investments in Krisenzeiten

ESG-Investments in Krisenzeiten: Antworten des Lurse Round Table Pension Asset Management

Im Mai 2023 fand in Frankfurt am Main der jüngste Lurse Round Table Pension Asset Management statt. Auf der Agenda stand u.a. die ESG-Performance in Zeiten von Krieg und Energieknappheit. Es folgt eine Kurzfassung des Beitrages mit spannenden Teilnehmerzitaten.

ESG-Investments in Zeiten von Krieg und Energieknappheit

Patrick Linden, Managing Partner bei Clartan Associé, berichtete über die Bestrebungen der Investmentbranche zu mehr Nachhaltigkeit in den letzten 10 Jahren. Die Europäische Union sei Vorreiter in der ESG-Regulierung und die EU-Taxonomie eine große Herausforderung für das Management von Kapitalanlagen. Dabei stehen Fonds, die den Artikeln 6, 8 und 9 der EU-Offenlegungsverordnung  entsprechen, für verschiedene Nachhaltigkeitsstufen.

Mit dem Krieg in der Ukraine haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geändert und damit auch die Kapitalmarkt-Performance. Das folgende Schaubild zeigt, wie sich die großen Indizes- und Anlagekategorien 2022 entwickelt haben.

Abbildung 1: Performance verschiedener Anlagekategorien und Indizes im Jahr 2022

Quelle: Goldmann Sachs Research

Außer Rohstoffen und Militärgütern weisen alle anderen Anlagekategorien deutliche Verluste auf. So hat sich der Wert der Rheinmetall-Aktie seit Dezember 2021 verdreifacht. Im März 2023 wurde das Unternehmen in den DAX aufgenommen. Hingegen entwickelten sich nachhaltige ESG-Investments – wie auch der Gesamtmarkt – negativ.

Bis Kriegsausbruch zeigten Aktien mit guten ESG-Ratings langfristig die bessere Performance. Laut Linden hat sich der 2020 aufgelegte, nachhaltige Clartan Ethos Fonds selbst während der Pandemie gut entwickelt, geriet danach aber in eine schwierigere Phase. Inzwischen habe sich die Situation wieder verbessert.

Ein Blick auf die aktuellen Indizes zeigt, dass sich der DAX insgesamt erholt hat und deutlich gestiegen ist. Auch Small- und Mid-Cap-Werte erholen sich langsam. Dennoch stehen institutionelle Investoren und Asset Owner vor einem Konflikt: Einerseits haben sie sich zu nachhaltigen Investments verpflichtet, andererseits machen Unternehmen, die nicht ESG-konform sind, das Rennen an den Kapitalmärkten. Was also tun in dieser Situation, ohne die Rendite zu gefährden?

Linden rät zu einer intensiven Analyse der Unternehmen vor einem ESG-Investment. Clartan beauftragt beispielweise die Stiftung Ethos damit, Titel für den eigenen ESG-Fonds im Small- und Mid-CAP-Bereich vorab zu analysieren. Ethos lässt nur 30 % der Unternehmen, die insgesamt infrage kommen, als nachhaltig zu. Erst nach dieser Voranalyse setzt der eigentliche Investment-Prozess ein. Dessen Bewertungskriterien sind Rentabilität, wiederkehrende Erträge aber auch der Dialog mit den Firmen. Letzterer stellt eine neue Qualität der Nachhaltigkeitsprüfung dar. Denn sein Ziel ist es, Einfluss auf das Unternehmen auszuüben und Veränderungen in Richtung ESG zu bewirken. Zudem sollten die Titel umfassend auf Governance-Aspekte geprüft werden, da deren Bedeutung für die ESG-Klassifizierung von Unternehmen zunimmt.

Patrick Linden erwartet zudem eine neue Diskussion um Investments in die Rüstungsbranche. Er rechnet damit, dass ESG-Kriterien womöglich neu definiert und Militärgüter in Angriffs- und Verteidigungstechnologie klassifiziert werden.

Grundsätzlich, so Linden, sei es eine große Herausforderung, gute ESG-Investments zu finden. Er ist überzeugt, dass Firmen, die nachhaltig agieren, langfristig besser performen und sieht aktuell gute Einstiegschancen in den ESG-Markt. Daher sollten auch Investments in Unternehmen erwogen werden, die erst auf dem Weg zur ESG-Konformität sind.

In der anschließenden Diskussion war man sich einig, dass insbesondere institutionelle Anleger der Performance einen hohen Stellenwert beimessen und Investitionsentscheidungen nicht allein nach ESG-Gesichtspunkten treffen.

Einzelne Teilnehmer zur Bedeutung von ESG für institutionelle Investoren

„ESG ist in aller Munde und steht für uns nicht im Konflikt zur Rendite – ganz im Gegenteil. Eine Fokussierung auf starke Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungs-Standards sagt viel über die Qualität des Managements aus. Diese Unternehmen können langfristig stabilere und bessere Ergebnisse liefern. Und davon profitieren alle – sowohl institutionelle Anleger als auch Teilnehmer von Pensionsplänen.“ Dominik Schneider CEFA, CIIA Associate Director Workplace Investing Germany bei Fidelity International

„ESG muss im Gesamtporfoliokontext betrachtet werden, da eine selektive Implementierung weder aus Nachhaltigkeits- noch aus Renditeperspektive sinnvoll ist. Der Renditeeinfluss wird durch die überwiegend negativen Auswirkungen des Klimawandels auf Makro- und Unternehmensebene in den nächsten Jahren noch an Bedeutung zunehmen und muss von vorausschauenden Investoren gemessen und adressiert werden.“ Heiko Teßendorf, CFA, Managing Director, Head of Business Development Corporates & Family Office DE Institutional Clients bei der Allianz Global Investors GmbH

„Im Rahmen von Workshops unterstützen wir unsere Kunden dabei, selbstbestimmt eine passende ESG-Strategie zu entwerfen und umzusetzen. Hierbei beleuchten wir verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten inklusive der Vor- und Nachteile und zeigen die langfristigen Vorteile eines ESG-Bausteins im Portfolio auf. Dieses Gespräch muss sowohl aus Rendite- als auch aus Risikosicht geführt werden.“
Albrecht von Bassewitz, Head Investment and Pension Solutions Germany bei Swiss Life Asset Managers Deutschland

„Work in Progress: Taxonomie-Anforderungen werden ergänzt um eigene ambitionierte Ziele und bilden das Rahmenwerk für künftige Anlageentscheidungen. Bei publizitätspflichtigen Unternehmen finden sich derzeit im Anhang wenige bis keine Informationen zu nachhaltigem Investieren von Pensionsgeldern. Wird zum Beispiel in grüne Technologie investiert, findet sich das in aller Regel unter ‚Sonstiges‘.“  Sven Reuss, Head of Pensions & Solutions bei der Commerzbank AG

 

„Die Einhaltung von ESG-Standards im gesamten Portfolio eines Lebens-/Versicherungsprodukts (z.B. Deckungsstock, Indizes, Fonds) ist aus unserer Sicht etwas, das gerade institutionelle Kunden und Makler als Standard erwarten. Sämtliche Publikumsfonds entsprechen Artikel 8, und auch der Deckungsstock wird konsequent nach ESG-(Ausschluss-)Kriterien gemanagt. Im Sinne des Impact Investing fand auch ein erstes Investment in Naturkapital (hier Wald) statt.“ Stefan Opel, Gothaer Invest und FinanzService GmbH

 

Autorin: Utta Kuckertz-Wockel

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