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Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz

Wie ChatGPT & Co. das Arbeiten verändern

„Wir werden in Deutschland versuchen, KI auf die Straße zu bringen“, versicherte kürzlich Hubertus Heil. Der Bundesarbeitsminister ist überzeugt: Bis 2035 wird kein Unternehmen mehr ohne Künstliche Intelligenz (KI) auskommen. Viele deutsche Unternehmen stehen dem derzeit aber noch kritisch gegenüber. Was also kann KI tatsächlich leisten – und in welchen Arbeitsfeldern?

Während in vielen Ländern bereits umfassend in KI-Anwendungen investiert wird, begegnet man ihrem Einsatz in Deutschland noch mit Skepsis. Der Branchenverband Bitkom hat 603 deutsche Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten zu dem Thema befragt. Ergebnis: Nur jedes sechste Unternehmen plant, Texte mithilfe von KI-Anwendungen wie etwa dem Chatbot ChatGPT zu erstellen, 29 % dagegen schließen eine solche KI-Nutzung komplett aus.

 

Schafft KI Arbeit oder schafft sie sie ab?

In Deutschland befürchtet man hauptsächlich den Verlust von Arbeitsplätzen durch KI. „Natürlich beeinflussen KI-Anwendungen menschliche Tätigkeiten und Berufe, so wie es auch Maschinen seit je her tun“, sagt Jörg Kiesewalter, Senior Manager bei Lurse. „Aber der Schlüssel zur Nutzung von KI liegt nicht einfach in der Rationalisierung durch Automatisierung , sondern darin, dass Unternehmen dank KI Leistungen erbringen können, zu denen sie zuvor nicht in der Lage waren. Es geht also nicht um den Ersatz, sondern um die Aufwertung und Unterstützung menschlicher Arbeit – und darum, den Anschluss nicht zu verlieren.“

KI kann die Arbeitswelt stärker verändern als alle früheren Technologien. Sie erfordert neue Qualifikationen, und indem sie menschliche Tätigkeiten substituiert, schafft sie wiederum ganz neue Berufsfelder. Die Grenzen der KI liegen noch in der menschlichen Intention und sozialen Interaktion. In einigen Bereichen lässt sie sich aber schon heute wirksam einsetzen, wie die folgende Grafik zeigt.

Geeignete Einsatzgebiete

Laut einer Kurzstudie des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation wird KI in den nächsten 5 Jahren viele Berufsbilder beeinflussen, bis hin zu Berufen im Management und Engineering. Um welche Tätigkeiten geht es aber konkret? Und was sind die Voraussetzungen für den Einsatz von KI? Tätigkeiten lassen sich grob gesagt in Routinetätigkeiten, Interaktionsarbeit sowie Wissens- und Innovationsarbeit unterscheiden.

KI-fähige Routinetätigkeiten sind z.B. einfach strukturierte, repetitive Messungen, Prüfungen und Qualitätskontrollen, Schreibarbeiten sowie Berechnungen und Buchungen. Eine KI kann etwa Formulare bearbeiten oder technische Prozesse überwachen – vorausgesetzt, es liegen standardisierte und strukturierte Daten vor.

Interaktionsarbeiten wiederum umfassen Aufgaben in der Ausbildung, im Personalmanagement und in der Beratung. So lassen sich mittels KI beispielsweise Bewerbungen automatisch analysieren oder Kundenanfragen beantworten. Hierzu sind ausreichende und hochwertige Daten, Schulungen und KI-Anpassungen erforderlich.

In der Wissens- und Innovationsarbeit schließlich geht es um geistige Leistungen, die nicht oder nur schlecht planbar sind. Informationen sind unvollständig, Probleme und Lösungen unklar. Mögliche Anwendungen der KI ergeben sich etwa in Recherche, Planung, Forschung, Programmierung und Datenverarbeitung. Hat die KI Zugang zu geeigneten Informationsquellen, kann sie das Sammeln und Strukturieren von Informationen deutlich vereinfachen und beschleunigen.

 

Auswirkungen auf die Arbeitswelt

„Die KI wird zunächst vor allem Routinetätigkeiten übernehmen, besonders solche, wo Probleme und Lösungswege bekannt sind und standardisierte, strukturierte Daten vorliegen“, fasst Jörg Kiesewalter zusammen. Dort, wo sich der Einsatz von KI aus wirtschaftlichen Gründen nicht lohnt, wird der Anteil an Routinearbeit jedoch steigen und kann von Menschen ausgeübt werden, die angelernt werden.

„Im Zuge ihrer Weiterentwicklung wird KI jedoch bald in der Lage sein, auch weniger strukturierte und volatile Datenlagen zu nutzen.“ Die Automatisierung betrifft Berufe jeder Komplexitäts- und Qualifikationsstufe. Wissensbasierte und interaktive Tätigkeiten wie Analyse, kreative fachgebietsübergreifende Zusammenarbeit, Mitarbeiterführung und Verhandlung, werden an Bedeutung gewinnen.

Da die Flexibilitätsanforderungen ihrer Kunden weiter zunehmen, sollten die Unternehmen somit vermehrt auf Fach- und Wissensarbeit setzen und ihren Mitarbeitenden weitreichende Handlungs- und Entscheidungsfreiheiten zugestehen. Automatisierung mittels KI ist hauptsächlich bei langfristigen standardisierten, wenig komplexen Prozessen sinnvoll. Die menschliche Intelligenz dagegen ermöglicht diese Automatisierung erst, indem sie Störungen beseitigt und die Technik orchestriert. Angelernte Arbeit ist weiterhin dort unersetzbar, wo eine vollständige Automatisierung unwirtschaftlich oder manuelle Geschicklichkeit erforderlich ist.

 

Aufgaben des Personalmanagements

Wenn es darum geht, Unternehmen in Sachen KI zukunftsfähig zu machen, kommt dem Personalbereich eine Schlüsselrolle zu. Sechs Aufgabenbereiche sind davon berührt:

  • Personalstrategie: Dies umfasst die Planung, die aktuelle und künftige Job-Architektur sowie das Kompetenzmanagement.
  • Interne HR-Prozesse und -Systeme: Hier sollte eine detaillierte Analyse der internen Nutzung von KI im Rahmen von Self-Services, Rekrutierung und Analytics erfolgen.
  • Unternehmenskultur und Führung: HR-Verantwortliche sollten die Beschäftigten in Sachen KI begleiten und dabei vor allem deren Sicherheitsbedürfnis im Auge behalten.
  • Interne Kommunikation: Hier gilt es, Klarheit zu schaffen sowie Ängste und Vorurteile gegenüber KI anzusprechen und abzubauen.
  • Training und Qualifizierung: Dazu gehört es, das Verständnis der Technologie zu fördern sowie Experimente und Pilotprojekte mit KI zu ermöglichen.
  • Rahmenbedingungen schaffen: Dies betrifft Themen wie Mitbestimmung, Compliance, Governance etc.

Vor allem muss untersucht werden, welche neuen Aufgaben und Rollen durch KI entstehen und welche Anforderungen und Kompetenzen sich verändern. Zudem sind belastbare Gap-Analysen erforderlich, etwa zu kritischen, zukünftigen Fähigkeiten, Ressourcen und Qualifikationen.

 

KI in der HR – auch eine Frage der Ethik

„Die Nutzung von KI in einem sensiblen Bereich wie dem Personalmanagement wirft auch ethische Fragen auf“, erklärt Jörg Kiesewalter. „Die Richtlinien des Ethikbeirates HR-Tech helfen bei der Orientierung.“ Fünf Punkte sind hierbei zu beachten:

  • Ziele und Einbindung: Die Zielsetzung für den Einsatz von KI in der Personalarbeit muss transparent, nachvollziehbar und partizipativ sein. Es gilt, die unterschiedlichen Interessengruppen wie Arbeitnehmervertreter, Datenschutz- oder Ethikbeauftragte einzubinden.
  • Qualität und Sicherheit: Sie sollten bei KI-Systemen durch Maßnahmen wie Validierung, Tests, Überwachung oder Zertifizierung sichergestellt werden. Die KI-Systeme sollten robust, zuverlässig und fehlertolerant sein.
  • Transparenz und Nachvollziehbarkeit: Funktionsweise, Datenquellen, Ziele und mögliche Auswirkungen von KI-Systemen sollten dokumentiert, erklärbar und auditierbar sein. Nutzer und Betroffene von KI-Systemen müssen über sie informiert werden.
  • Fairness und Nichtdiskriminierung: Maßnahmen zur Diversität, Inklusion oder Bias-Minimierung sollen gewährleisten, dass Mitarbeitende durch KI-Systeme weder benachteiligt noch bevorzugt werden.
  • Verantwortung und Rechenschaftspflicht: Die Verantwortlichen für den Einsatz von KI-Systemen sollten Governance, Compliance oder Beschwerdemechanismen implementieren, um die Einhaltung rechtlicher und ethischen Anforderungen zu gewährleisten und die Haftung bei möglichen Schäden übernehmen.

„Nicht zuletzt erfordert der Einsatz von KI eine systematische und strategische Vorgehensweise im Unternehmen“, sagt Jörg Kiesewalter. „Dabei muss jedes Unternehmen klären, wo und wie KI Einfluss auf Arbeitstätigkeiten, Kompetenzen, Funktionen und damit auf deren Wertigkeiten nimmt und wie die Anpassungsfähigkeit der Organisation gewährleistet werden kann. Lurse steht seinen Partnern in diesem Prozess gerne zur Seite.“

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